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Was gehört zum guten Leben? Mehr als eine philosophische Diskussion

Politik am Mittag im AZK

In der Reihe „Politik am Mittag“ referierte der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Zimmer am 27. Mai vor rund 60 Teilnehmenden. Eingangs zitierte er den römischen Staatsmann, Redner und Philosoph Cicero mit den Worten „Was gehört zum guten Leben? Ein Garten und Bücher“. Heutzutage definieren viele Bürgerinnen und Bürger das gute Leben mit den Begriffen Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität.
Für Matthias Zimmer, der sich auf die katholische Soziallehre berief, ist nicht der Staat für das gute Leben verantwortlich. In diktatorischen Staaten, wie im NS-Staat oder in der kommunistischen Diktatur, die die sozialistische Persönlichkeit fördern will, ist der Staat für das gute Leben seiner Bürger verantwortlich. Der Rechtsstaat hingegen hat keine Idee vom guten Leben.
Das Sozialstaatsgebot fördert jedoch ein Leben mit sozialer Absicherung. Allerdings wird der Staat immer nur Rahmenbedingungen leisten können. Für ein sinnerfülltes und qualitativ gutes Leben ist jeder Einzelne in seinen sozialen Beziehungen verantwortlich. Die Kath. Soziallehre sieht den Menschen als Person in Freiheit und Selbstverantwortung. Neben diesen Prinzipien der christlichen Soziallehre will Zimmer das Prinzip der Nachhaltigkeit besonders gewichten. Nachhaltigkeit fragt nach schonendem Umgang mit der Natur und den gewährten Ressourcen. Eine nachhaltige Politik sieht sich in der Verantwortung für künftige Generationen. Der Referent stellte darüber hinaus die Frage, wieviel braucht jeder Einzelne zum guten Leben? Wieviel muss eine Gesellschaft produzieren und konsumieren? Und stehen wir nicht in der Gefahr, dass wir in der Konsumwelt aufgehen?
Letztendlich muss jeder einzelne Mensch beantworten, was ist mir wichtig und seinen eigenen Wohlstandsbegriff überprüfen. Ist Wohlstand mehr als nur Haben? Die Würde des Menschen macht sich nicht durch immer mehr Konsum aus. Nach Dr. Zimmer ist der Mensch befähigt zum moralischen Urteil. Wie in der griechischen Philosophie angedeutet hat er eine Ahnung vom Guten. Dem Christentum ist das Gewissen verpflichtend als moralische Instanz. Gutes Leben ist einmal abhängig von den Rahmenbedingungen zweitens davon abhängig, wie jeder Einzelne sein Leben gestaltet.
Das Plenum stimmt der These zu, dass ein gutes Leben immer am Gemeinwohl orientiert ist. Die Politik und die Akteure der Politik sind berufen zu prüfen, wie Menschen ein gutes Leben ermöglicht werden kann: Durch soziale Sicherheit, Bewahrung der Schöpfung und durch die Möglichkeit, Lebenschancen wahrzunehmen.
In der sich anschließenden Diskussion stellten sich rasch praktische Fragen zur Rentenpolitik der großen Koalition und ihrem Regierungshandeln, zur Pflege und zur Gesundheitspolitik, die wichtige Themen dieser Legislaturperiode sind.
Zimmer, der auch Stellv. Bundesvorsitzender der CDA ist, arbeitet am neuen Grundsatzprogramm der CDU-Sozialausschüsse mit. Die Fragestellung „Was ist das gute Leben“ und das Prinzip der Nachhaltigkeit, so das Plenum, sollten in das neue Grundsatzprogramm der CDA-Deutschlands einfließen.
Mehr über Dr. Matthias Zimmer auf seiner Homepage www.matthias-zimmer.de.
Literaturtipp: Die Zukunft der Arbeit. Christlich-soziale Perspektiven. Berlin 2013. Mitherausgeber Michael Thielen, Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Karsten Matthis
Geschäftsführer der Stiftung CSP