Die Geschichte der DDR sowie der heutige Umgang mit der DDR Geschichte war das Thema eines Seminars, welches die Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V. vom 18.-20. April 2011 in Erfurt veranstaltete. Das Programm war abwechslungsreich zusammengesetzt aus Expertenvorträgen, Diskussionen und Exkursionen. Nachdem die Teilnehmenden sich am ersten Seminartag anhand eines Vortrags von Dr. Dietmar Remy von der Universität Jena mit dem politischen System und dem Funktionärsalltag der DDR auseinander setzen konnten, fand am zweiten Seminartag zunächst eine Exkursion zum Thüringer Landtag in Erfurt statt. Hier konnten die Teilnehmenden erfahren, wie der Alltag eines Landtagsabgeordneten aussieht. Da keine Sitzungswoche war durfte die Seminargruppe selbst im Plenum des Landtags Platz nehmen und konnte so den Arbeitsplatz eines Abgeordneten live erleben.
Im Anschluss fand im Landtag mit den ehemaligen Landtagsabgeordneten Gottfried Schugens und Reyk Seela ein Gespräch über die politische Landschaft in Thüringen zur Zeit der DDR und nach der Wende statt. Gottfried Schugens konnte als Zeitzeuge davon berichten, wie es war, in der DDR einer Blockpartei anzugehören und welche Beweggründe er für dieses Engagement gehabt hatte. Auch berichtete er von der spannenden und wechselvollen Zeit der Wende, in der das demokratische System in Thüringen aufgebaut wurde.
Nach einem Mittagessen im Landtag kehrte die Gruppe ins Augustinerkloster zurück, wo Pfarrer Dr. Ehrhart Neubert einen Vortrag zu Thema Widerstand in der DDR hielt. Dr. Neubert, der selbst stark im Widerstand engagiert war und die friedliche Revolution aktiv mitgestaltet hat, konnte ein anschauliches Bild der Widerstandsarbeit vermitteln. Anschließend fand ein Besuch des Stadtmuseums Erfurt statt. Der Kustode des Museums, Harald Baum, brachte den Teilnehmenden in einer lebhaften Museumsführung anhand von Ausstellungsstücken den Alltag der DDR nahe. Teilnehmende, die die DDR selbst erlebt hatten, erkannten viele der Museumsstücke aus ihren eigenen Erinnerungen wieder.
Am letzten Seminartag referierte Manfred Wagner, Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt Jena zum Thema Umgang mit der DDR Geschichte. Er machte sich für eine Aufarbeitung der Verbrechen der DDR Diktatur und für ein stetiges Erinnern stark. Anschaulich und eingängig berichtete er aus einer eigenen Vergangenheit in der DDR, wo er inhaftiert war und von der Stasi bespitzelt wurde. „Es war sehr gut, von Zeitzeugen zu hören, wie es in der DDR wirklich war. Dies vermittelt ein anschaulicheres Bild als die Wissenschaft“ bilanzierte eine Teilnehmerin.
Das historische Augustinerklosters und die wunderschöne Altstadt von Erfurt bildeten eine angenehme Kulisse und entspannte Atmosphäre für ein Thema, welches für viele Teilnehmende die eigene Vergangenheit in irgendeiner Art und Weise berührt.
Eine fakultative Führung durch das Augustinerkloster schloss das Seminar ab.