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Seminar „Mobilität und Digitalisierung“ vom 24.-28. Juli 2017

Zu Beginn des Seminars führte der Teamer Timo Gadde in die Thematik ein und erfragte unter den Teilnehmern Erwartungen an das Seminar, Vorkenntnisse, aktuelle berufliche Herausforderungen sowie Schlüsselbegriffe von Mobilität und Digitalisierung. In der Vorstellung wurde die zunehmende Beschleunigung der Entwicklung, der gestiegene Erwartungsdruck im Beruf sowie die Befürchtung vor Arbeitsplatzabbau thematisiert. Die erste Einheit gestaltete Martin Langlitz (Verkehr und Umwelt, ADAC Nordrhein e.V., Köln) mit einer Präsentation über aktuelle Entwicklungen, Chancen und Risiken von Mobilität und Digitalisierung. Im Vortrag wurde die Bedeutung der Thematik anhand von mehreren Statistiken aus dem Internet unterstrichen und daraus eine Notwendigkeit für neue Mobilitätskonzepte gefolgert. Martin Langlitz untermalte die Präsentation mit statistischen Zahlen und Entwicklungen des ADAC. Nach aktuellen Zahlen steht ein PKW im Durchschnitt 22 Stunden und 48 Minuten am Tag. Daraus folgerte der Referent einen Wertwandel: weg vom Besitzen, hin zum Nutzen von Autos. Seine Ausführungen wurden ergänzt durch die Meinungen und Erfahrungen der Teilnehmer, die innerhalb ihrer Betriebe von ähnlichen Vorhaben und Strategien berichten. Er rundete seinen Vortrag mit einem Blick in die Zukunft ab und diskutierte mit den Teilnehmern erste Ansätze, die Unternehmen derzeit testen und aufbauen.

Am Nachmittag des ersten Seminartages referierte Michael Vogel (Leiter Tarif/Vertrieb Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Bonn) über die Entwicklung vom Verkehrs- zum Mobilitätsverbund. Er verdeutlichte die steigende Nachfrage an Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs durch Statistiken in seiner Präsentation. Im Vortrag wurde eine Digitalisierungsformel aufgestellt: Service aus Daten + (Ver-)Netz zu kreieren = Service für den Kunden. Ein Schlüsselsatz der Präsentation: Wer den Kunden hat, hat die Daten und bestimmt Spielregeln und Geschäft. Michael Vogel berichtete aus eigener Erfahrung über die Gespräche und Vorhaben des VRS. Er zeigte die Kooperationspartner, die gemeinsam an einer zukunftsweisenden Lösung arbeiten. Innovationen der Zukunft würden, so der Referent, zunehmend personalisiert, kundenzentriert, kontextualisiert und immer online abzurufen sein. Michael Vogel sah aber auch Hindernisse bei der Umsetzung von mobilen Erweiterungen, wie zusätzlichen Apps und thematisierte die unzureichende Netzversorgung in Deutschland. Sein Vortrag schloss ab mit einer Vision, die sein Unternehmen entwickelt hatte. Die Teilnehmer stellten im Anschluss Fragen über mögliche Zukunftskonzepte und diskutierten sie gemeinsam mit dem Referenten.

Der Vormittag des zweiten Seminartages wurde gestaltet mit einer Exkursion zu Birkenstock in St. Katharinen. Referent Süleyman Saglam (Head of Productions GmbH, St. Katharinen) führte die Teilnehmer durch das Produktionsgelände des Betriebs. An verschiedenen Stationen und Maschinen stellte er die Funktionsweise und die Wichtigkeit von Menschen bei der Produktion heraus. Anschließend wurden technische Erneuerungen vorgestellt. Teilautomatisierte Maschinen erleichterten Arbeitsprozesse und machten es für das Unternehmen möglich, fortan größere Stückzahlen zu produzieren. Süleyman Saglam wies zum Ende seiner Führung auf die Entwicklung des Betriebs hin und sah keine realistischen Chancen für eine Vollautomatisierung in Fabrikgebäuden.

Am Nachmittag stellte Referent Jürgen Hollstein (Geschäftsführer Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung, Bonn) die Digitalisierung in der Arbeitswelt dar. In seiner Präsentation skizzierte er vier Phasen der industriellen Revolution. In Graphen veranschaulichte er das Datenwachstum, das sich aktuell alle zwei Jahre verdoppelt. Die Digitalisierung verdeutlichte er in seiner Präsentation durch Beispiele von „disruptiven Entwicklungen“, Innovationen, die ein anderes Produkt vollständig verdrängt hatten. Jürgen Hollstein diskutierte mit den Teilnehmern die zunehmende Bedeutung von Datenschutz und den Effekt der Globalisierung auf Berufe. Anhand von Forschungsergebnissen der Frey-Osborne-Studie (2013) stellte er Berufe dar, die sich durch Mobilität und Digitalisierung verändern könnten. Berufe, in denen soziale Intelligenz, Kreativität und unternehmerisches Denken gefordert sind, würden nach Meinung des Referenten auch in Zukunft erhalten bleiben. Er beendete seinen Vortrag mit Thesen zum Arbeiten im Jahr 2030 und stellte vor allem neue Herausforderungen am Arbeitsort, den Arbeitsmitteln, der Qualifizierung und der Führung der Mitarbeiter in den Fokus.

Am Abend sammelte Teamer Timo Gadde Meinungen und offene Fragen als Reflexion zur Exkursion zu Birkenstock. Die Teilnehmer stellten den Wert des Menschen als Arbeitskraft hervor und folgerten, dass sich menschliche Arbeitskraft auch in Zukunft nicht immer durch Maschinen ersetzen lässt. Zudem wurde die Schwierigkeit formuliert, in Zukunft Mitarbeiter für den Niedriglohnsektor zu finden. Als Frage wurde diskutiert, wie das Unternehmen die hohen Lieferkosten bezahlt. Einige Teilnehmer bezogen bei der Beantwortung die eigene Berufsperspektive mit ein.

Am Vormittag des dritten Seminartages wurde eine Exkursion zum Kölner Rheinauhafen durchgeführt, der heute Platz bietet für Firmen, Wohnungen im Hochpreissektor und Restaurants. Die Referenten Thomas Beez (Geschäftsführer RVG Rheinauhafen Verwaltungsgesellschaft, Köln) und Franz-Xaver Corneth (ehemaliger Geschäftsführer RVG Rheinauhafen Verwaltungsgesellschaft, Köln) zeigten die Bedeutung des Rheinauhafens für die Stadt Köln auf. Anschließend skizzierten sie anhand einer Präsentation die Bauarbeiten und stellten Herausforderungen und Schwierigkeiten vor. Die Präsentation wurde nach Ende der Präsentation und einer sich anschließenden Teilnehmerfrage über die Risiken eines Hochwassers abgeschlossen. Franz-Xaver Corneth führte die Teilnehmer anschließend über das Gelände des Rheinaufhafens und stellte zur Thematik Digitalisierung und Mobilität Bezüge zu ansässigen Unternehmen her. Ein Unternehmen verfüge zwar über ein weitläufiges Gebäude, biete seinen Mitarbeitern vorwiegend sogenanntes „Home Office“ an. Der Referent zeigte den Teilnehmern die 1,5 Kilometer lange Garage und ging speziell auf die Teilnehmerfrage aus dem Vortrag zuvor ein. Die Teilnehmer stellten dem Referenten zwischen inhaltlichen Eindrücken und dem Weg zum nächsten Gebäude vor allem Fragen zur technischen Leistung des Geländes bei Hochwasser. Der Rheinaufhafen verfügt unter anderem über eine mobile Hochwasser-Schutzmauer sowie Wege, die nach UN-Behindertenkonvention gebildet wurden. Im Anschluss wurde im anliegenden Restaurant „Leone“ zu Mittag gegessen.

Der Nachmittag des dritten Seminartages stand unter dem Fokus der Entwicklung des autonomen Fahrens unter Berücksichtigung der damit verbundenen Konsequenzen. Referent Michael Schramek (Vorsitzender NiMo e.V. und Geschäftsführer EcoLibro) zeigte eine Präsentation mit Bildern, die zu Beginn aktuelle Trends der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung benannten. Seine Eindrücke über das zukünftige Fahrverhalten der Bevölkerung sicherte er durch Studien ab, die in Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen entstanden. Anhand von Image-Filmsequenzen kam Michael Schramek mit den Teilnehmern ins Gespräch über Eindrücke, Erwartungen und Grenzen von Mobilität und Digitalisierung. Herausgestellt wurde von den Teilnehmern vor allem die Frage nach Akzeptanz in der Gesellschaft für autonomes Fahren, sowie die flächendeckende Verfügbarkeit von Elektroautos. Der Referent benannte anschließend in seinem Vortrag die Konsequenzen der technischen Entwicklung. Er thematisierte das Risiko einer abnehmenden Bewegungsbereitschaft von Kindern und Fragen zu Versicherung, Haftung und Schuld bei Unfällen. Außerdem wurde die Gefahr des „Hackens“ von autonom fahrenden Autos durch externe Nutzer aufgezeigt und diskutiert. Der Abend wurde mit der Reflexion über die Exkursion zum Rheinauhafen beendet. Die Teilnehmer lobten die Sachkompetenz und den Humor der beiden Referenten, die exklusiven Einblicke und die positiv wahrgenommene Organisation. Diskutiert wurde die von einem Teilnehmer aufgeworfene Frage, inwieweit Digitalisierung die Bauarbeiten mithilfe von Maschinen einfacher gemacht hätten.

Der vierte Seminartag startete mit der Exkursion zum Flughafen Köln/Bonn. Teamer Timo Gadde führte die Teilnehmer in das Terminal 1B zum vereinbarten Treffpunkt und referierte anhand von Statistiken und Entwicklungen über die Bedeutung des Flughafens als Verkehrsknotenpunkt und Jobmotor. Er benannte dabei auch technische Neuerungen, die die aktuell stark steigende Besucherzahlentwicklung erklärten. Im Anschluss führte ein Gästeführer des Flughafens die Teilnehmer zu einem Empfangsraum, an dem Kopfhörer und Schlüsselbänder mit Namensschildern verteilt wurden. Nach der Sicherheitskontrolle wurde die Führung in einem Bus fortgesetzt, der die Teilnehmer zu den Gepäckförderungsanlagen brachte. Die Inhalte referierte der Führer durch ein Mikrophon, das digital mit den Kopfhörern der Teilnehmer verbunden war. In einem Raum wurden technische Details erklärt, die täglich rund 15.000 Gepäckstücke befördern. Die Teilnehmer erhielten anschließend einen Einblick direkt an den Förderanlagen. Die Führung wurde mit der Busfahrt über das Feuerwehrgelände, das Güterverkehrs-Terminal und die Anlage der Militärflugzeuge am Flughafen fortgesetzt und im Empfangsraum beendet.

 

 

 

 

 

 

 

Der vierte Seminartag wurde am Nachmittag mit einer Führung durch das Deutsche Museum in Bonn gestaltet. Peter Schöniger (Besucherdienst Deutsches Museum, Bonn) verdeutlichte anhand von ausgewählten, einzelnen Exponaten die große Bedeutung von Forschung und Technik in Vergangenheit und Gegenwart. Der Referent fokussierte dabei unter anderem ein Seitenleitwerk des A320-Flugzeuges mit Carbon-Material, ein Exponat des Diesel-Motors und Rotorblätter, in denen erstmals Glasfaserkunststoff eingesetzt wurde. Peter Schöniger unterstrich im Vortrag die Bedeutung von Digitalisierung anhand des Transrapid und zeigte einen kurzen Film. Die Führung wurde außerdem mit einem interaktiven Flugspiel gemeinsam mit einem Teilnehmer gestaltet. Am Ende des vierten Seminartages wurde die positive Rolle des Führers am Flughafen Köln/Bonn herausgestellt. Zudem wurde der Bezug zur Thematik des Seminars mehrfach positiv genannt. Die Führung im Deutschen Museum wurde von einigen Teilnehmern als Horizonterweiterung bewertet.

Der Vormittag des fünften und letzten Seminartages wurde von Referent Reinhard Menges (Pädagoge und Fachautor, Gladbeck) über nachhaltige Mobilität im Personen- und Güterverkehr verantwortet. In seiner Präsentation fokussierte er sich auf die Elektromobilität und zeigte Beispiele von vorhandenen Innovationen im Güterverkehrs-Bereich. Er stellte Angebote von Deutsche Bahn, Flinkster und CarSharing vor. Nach jedem hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, Fragen und eigene Ansichten an den Referenten zu stellen. Herausgestellt wurde dabei die Verbindung zwischen Preis und Nutzen. Aus der Sicht vieler Teilnehmer wurde der Preis unwichtiger bewertet als die Qualität des Angebotes, gemessen an Zeit und Umsteige-Aufwand. Reinhard Menges stellte außerdem die derzeit geringe Nutzung von Leihautos anhand von aktuellen Buchungsversuchen hervor. Er folgerte daraus die noch zu hohe Komplexität des Angebots, die selbst bei jungen Menschen überfordernd wirke. In seiner Präsentation wurden zur Veranschaulichung Internetlinks aufgerufen und kurze Videosequenzen eingespielt. In der anschließenden Seminarauswertung und Feedbackrunde wurde der Mix aus verschiedenen Fachreferenten und Themen als positiv von einer Mehrheit der Teilnehmer gesondert herausgestellt. Auch die gute Organisation durch Teamer Timo Gadde wurde einstimmig bekräftigt. Die Mischung aus Theorie und Praxis habe aus Sicht der Teilnehmer sehr viele inhaltliche Aspekte hervorgebracht. Es wurde von einer Mehrheit der Wunsch geäußert, das Seminar ein Jahr später noch einmal zu veranstalten, um zu diskutieren, welche Zukunftsvisionen tatsächlich umgesetzt wurden. Es wurde der Wunsch formuliert, dann zusätzlich einen Vertreter der Automobilindustrie und der Elektromobilität hinzuzuholen.