Dynamisch. Wertvoll. Nah: 25 Teilnehmer konnten ganz konkret die Politik und Geschichte Bonns miterleben: per Schiff, Rad und zu Fuß waren sie hautnah an den Wirkungsstätten und erfuhren mehr über die letzten Kriegstage, den Wiederaufbau und die Blütezeit Bonns als Bundeshauptstadt. Begleitet wurden sie dabei von den beiden jungen Referenten Jonas vom Stein, Theologe und gelernter Historiker, sowie Timo Gadde, Journalist, Coach und Moderator.
Von den Höhen und Tiefen Bonns
Mit Bonn verbanden die Teilnehmer zahlreiche kulturelle und geschichtliche Ereignisse. Schnell wurde klar: Die ehemalige Bundeshauptstadt hat – wie viele andere Städte – im Zweiten Weltkrieg sehr gelitten und aus der Geschichte gelernt. Dr. Norbert Schloßmacher (Chefarchivar Bonn) zeigte in seinem Vortrag einen Film mit Originalsequenzen aus den 1940er-Jahren. Die amerikanische Wochenschau machte in den Bildern die Zerstörung und Einnahme Bonns deutlich. 50 Prozent aller Wohnungen waren nach Ende des Krieges zerstört, nur jede neunte blieb unbeschädigt. Jonas vom Stein zeigte im Anschluss, wie das amerikanische Militär bei der Besatzung Deutschlands vorging. Die Eroberung der Brücke von Remagen markierte einen entscheidenden Erfolg in der Überquerung des Westwalls, den die verbliebenen deutschen Truppen als Restschutz gebildet hatten.
Eine Universitäts- und Beamtenstadt als Provisorium
Bonn hatte bei der Wahl der künftigen Bundeshauptstadt nicht nur den Vorteil, dass viele Regierungsgebäude nach dem Krieg erhalten geblieben waren. Die Stadt am Rhein war räumlich überschaubar, als Provisorium ideal und verfügte noch dazu über eine strategisch günstige Lage gegenüber der russischen Besatzungszone und der Sowjetunion. Auch den kontinuierlichen Bestrebungen des späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer und dem Chef der Staatskanzlei NRW Hermann Wandersleb war es zu verdanken, dass am 10. Mai 1948 eine knappe Mehrheit für Bonn und gegen Frankfurt am Main votierte.
Erinnerungen erhalten und weitergeben
Am Samstag fuhr die Teilnehmergruppe ausgestattet mit Fahrrädern und Lunchpaketen nach Königswinter und nutzte den Fährtransfer nach Remagen. Dort wurde das Friedensmuseum „Die Brücke von Remagen“ besichtigt. Beeindruckend empfanden die Teilnehmer vor allem die Führung von Hans-Peter Kürten, der das Museum gegründet und aufgebaut hatte, indem er Steine der zerstörten Brücke verkaufte. Mit heute 88 Jahren steht Kürten, der langjährig Bürgermeister der Stadt Remagen war, sinnbildlich für Engagement und Elan. In seinem Auftrag entstand auch die Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ von Remagen, die sich die Teilnehmer anschließend anschauten. Die Rückfahrt führte direkt am Rhein entlang zur markanten Insel Grafenwerth mit einem wunderbaren Ausblick auf den Drachenfels. Frisch gestärkt besichtigten sie anschließend das Wohnhaus von Konrad Adenauer, in dem der Bundeskanzler auch zwei seiner Memoiren verfasste.
Am Sonntag führte Jonas vom Stein die Teilnehmer zu den markanten Sehenswürdigkeiten Bonns. Dabei zeigte er auch anhand des ehemaligen Regierungsviertels, was Bonn als Hauptstadt von anderen Hauptstädten unterschied: mit großen Fenstern sowie schlichten und funktionierenden Bauwerken sollte der Eindruck eines offenen, friedlichen und gemeinschaftlichen Deutschlands unterstützt werden. Die Teilnehmer lobten bei der anschließenden Seminarauswertung vor allem die gelungene Fahrradtour, Organisation und die beiden Begleiter, die für einen erfrischenden und lebendigen Verlauf sorgten. Auch dank des größtenteils trockenen Wetters war die Veranstaltung für alle Teilnehmer eine gelungene Bereicherung.
Timo Gadde
Journalist, Köln