Das politische Abendforum der Stiftung CSP hat sich am Freitag, 31. März 2017, mit einem sozialethischen Aspekt des Reformationsjahres beschäftigt. Martin Luther hat sich nicht nur mit theologischen Fragen befasst, sondern hat sich auch zu Fragen des Wirtschaftslebens seiner Zeit geäußert. Zu dieser sozialethischen Thematik der Reformation, die nicht unbedingt im Mittelpunkt des Jubiläums steht, konnte Dr. theol. Christoph Morgner (Garbsen/Hannover) gewonnen werden.
Nach einer kaufmännischen Lehre studierte Morgner Evangelische Theologie und wurde nach dem Vikariat Pastor der hannoverschen Landeskirche. Über lange Jahre war er bis 2009 Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, der Dachorganisation der Gemeinschaftsbewegung in Deutschland, Österreich und in den Niederlanden. Im Jahr 1999 wurde er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert.
Nach Überzeugung von Dr. Morgner ist bei Luther völlig klar, dass der Glaube auch das Wirtschaftsleben prägen soll. Die Botschaft von Jesus Christus hat auch der Wirtschaft seinen Stempel aufzudrücken. Luther ist im heutigen Sinne kein BWL-Fachmann, aber es ging ihm um das Wohl der Menschen in allen Bereichen des Lebens. In verschiedenen Schriften und Äußerungen bei seinen legendären Tischreden steckte er den ethischen Rahmen für ein sozialverträgliches Wirtschaften ab. Wichtig war ihm ein „Ja“ zum Handel, jedoch ist beim Wirtschaften das 7. Gebot „Du sollst nicht stehlen.“ absolut maßgeblich.
Reichtum sah Luther skeptisch, wenn er urteilt: „Reichtum ist das allergeringste Ding auf Erden, die kleinste Gabe, die Gott einem Menschen geben kann… Darum gibt unser Herrgott für gewöhnlich Reichtum den groben Eseln… Darum werden die Reichen auch große Rechenschaft geben müssen; denn wem viel befohlen ist, der muss viel abrechnen.“ Für den Reformator darf Geld nicht zum Selbstzweck werden. Sobald das Geld beginnt, eine eigenständige, auf seine ständige Vermehrung gerichtete ökonomische Bewegung zu vollführen, verdammt Luther den Gebrauch von Geld als unnatürlich, unmoralisch und sieht es gar als teuflisch an. Seine sozialethische Prämisse ist: Nicht dem Geld, sondern mit dem Geld anderen Menschen dienen.
Dr. Morgner erhielt für seinen prägnanten und theologisch fundierten Vortrag viel Beifall unter den rd. 50 Teilnehmern. Im Plenum wurde die Frage kontrovers diskutiert, ob Luther einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft sein könne. Luther ist Mensch seiner Zeit, der sich zu sozialethischen Fragen seiner Zeit äußerte. Dennoch sind Luthers grundlegende Gedanken zu Wirtschaft und Handel lesens- und bedenkenswert.
Mehr zu Pastor Dr. Christoph Morgner erfahren Sie auf seiner Homepage:www.christoph-morgner.info
Karsten Matthis
Geschäftsführer der Stiftung CSP