Die katholische Soziallehre hat bei den politischen und rechtlichen Weichenstellungen der Bundesrepublik Deutschland einen wichtigen Einfluss ausgeübt, so geht das Wirtschaftskonzept der Sozialen Marktwirtschaft nicht nur auf die ordo-liberale Freiburger Schule zurück. Letztendlich setzte sich ein „Rheinischer Kapitalismus“ nicht ein „Freiburger Kapitalismus“ durch: Ein Wirtschaftsmodell mit einer sozialen Ordnung sowie Schutz- und Mitbestimmungsrechten für Arbeitnehmer.
Die katholische Soziallehre ist wie die Römische Kirche universal angelegt. Wirtschaften macht nicht Halt an Staatsgrenzen oder Kontinenten. Die Prinzipien der katholischen Soziallehre der Personalität, der Solidarität und der Subsidiarität gelten unbeschränkt und weltweit. Grundlage der Soziallehre ist nach wie vor das Naturrecht mit seinen Normen und Werten.
Zimmer problematisierte den bisweilen fehlenden Gehalt der Soziallehre in der Programmatik der CDU. Hier bestände Nachholbedarf, so der stellvertretende CDA-Bundesvorsitzende. So habe sich die Union mehr an der katholische Soziallehre zu orientieren, um auf Zukunftsfragen tragfähige Antworten geben zu können. Es gebe verschiedene neue Ansätze wie der Weiterentwicklung der Pflegeversicherung und den Mindestlohn oder die früheren Modelle der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand, welche den Prinzipien der Soziallehre entsprächen. Die katholische Soziallehre stelle aber die Programmatik der CDU vor allem ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik immer neu auf den Prüfstand und hinterfrage diese. Keinesfalls dürfe der Wettbewerb die Solidarität ersetzen.
Matthias Zimmer sieht Vertreter der katholischen Soziallehre in anderen Parteien wie bei den Grünen. Selbst bei den Linken gibt es eine Offenheit für die sozialen Forderungen der katholischen Soziallehre und ihrer Kritik am Kapitalismus.
Die katholische Soziallehre hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt über die päpstlichen Lehrschreiben hinaus. Die Befreiungstheologie Lateinamerikas oder Diskussionen über die weltweiten Umweltstandards sind in ihre Aussagen eingeflossen. Die Schöpfung wird immer stärker als Mitwelt angesehen. Der Tierschutz ist ein wichtiges Thema geworden, weil Menschen tatsächlich verantwortungsvoll mit der Schöpfung umgehen wollen. Hierbei verweis der Referent auf die aktuelle Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, die den Aspekt Natur stark hervorhebt.
Die katholische Soziallehre könne mit dem Kirchenvater Augustin auf die Formel gebracht werden: „Liebe und tue, was du willst.“
Das Referat von Matthias Zimmer MdB wird in Kürze in der Reihe der Königswinterer Notizen unter dem Titel: „Die CDU und die katholische Soziallehre“ erscheinen.
http://www.matthias-zimmer.de/