Zu einem Kernthema der Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V. begrüßte CSP-Vorstandsmitglied Herbert Metzger, Vizepräsident des Europäischen Zentrums für Arbeitnehmerfragen, den Referenten Altpräses Manfrad Kock und knapp 80 Teilnehmende am 21.02.2013. Neben seinem Amt als Präses der zweitgrößten evangelischen Landeskirche im Rheinland war Manfred Kock Vorsitzender des Rates der EKD von 1997 bis 2003.
Altpräses Kock eröffnete seinen Vortrag mit der Frage, ob es in Deutschland, verglichen mit den sozialen Problemen in der Welt wirklich soziale Probleme gäbe? Er ließ die Frage offen und zeigte auf, was die Kirche bieten kann zu den Fragen der sozialen Probleme in Deutschland. Die Kirche bietet die Auseinandersetzung mit der Frage nach Gott und kann und muss den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Die Kirche hat nichts als die Botschaft Christi zu bieten. Dies ist jedoch kein politisches Programm. Vielmehr ist sie als politische Botschaft zu sehen, die keiner politischen Kraft explizit dient. Sie gibt Maßstäbe für die Gestaltung der Gesellschaft vor.
Rückbesinnung auf christliche Werte
Die durch die Ethik des Starken und neoliberales Erfolgsstreben ausgelöste „desaströse Finanzkatastrophe“ hat gezeigt, welche Folgen die Verherrlichung der Marktwirtschaft hat. Eine Rückbesinnung auf christliche Werte ist dadurch nötig geworden.
Die Kirche ist dazu da, so Altpräses Kock, den Staat daran zu erinnern, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Er zeigte auf, welche Bedürfnisse der Mensch hat: von Geborgenheit und Liebe über Forderung und Schutz. Dies zu gewährleisten kann die Kirche fordern. Sie leistet aber mit Caritas und Diakonie auch selbst einen wichtigen Beitrag.
Bewahrung der Menschenwürde als Aufgabe der Kirche
Eine wichtige Aufgabe kommt der Kirche laut Kock bei der Wahrung der Würde des Menschen zu, die nicht durch materielle Bedürfnisbefriedigung sichergestellt werden kann. Notwendig dafür sind gelebte Werte wie Solidarität, ein Wir-Gefühl und gesellschaftliche Verantwortung, welche die Kirche fördern kann. In Zeiten, in denen sich die Gesellschaft in widersprüchlich Richtungen entwickelt, die von Individualisierung, dem Streben nach Autonomie und damit einhergehen Vereinsamung und Überforderung auf der einen Seite und dem Wunsch nach Zugehörigkeit, Vorgaben und Führung auf der anderen Seite geprägt ist, kann die Kirche Werte und Würde des Menschen bewahren und damit extremistischen Tendenzen entgegenstehen. Insbesondere die Förderung des Gemeinwesens und des gesellschaftlichen Engagements stellte Kock hier als Aufgabe der Kirche heraus: „Das Gemeinwesen braucht Menschen und Menschen brauchen das Gemeinwesen“.
Um diese Aufgaben übernehmen zu können, muss Kirche und Religion vor dem Zurückdrängen ins Privatleben bewahrt werden. Die Kirche muss den Menschen signalisieren, dass sie offen ist für die, die suchen und fragen.
In einer regen Diskussion wurden im Anschluss verschiedene Aspekte thematisiert, etwa die Frage, wie Egoismus und Nächstenliebe zusammenpassen, inwieweit die Kirche sich öffnen und modernisieren muss und wie sehr die Kirche sich zu sozialpolitischen Detailfragen äußern sollte. Ebenso wurde die Thematik der Sterbehilfe und die Einstellung der Kirche dazu diskutiert.
Die Kernaussage aus Vortrag und Diskussion fasste Herbert Metzger abschließend passgenau zusammen: „Politik braucht Werte, aber auch Religion ist nicht apolitisch“.
Mehr zu und über den Altpräses:
Predigten von Altpräses Manfred Kock, geboren 1936, finden auf der Homepage der Evangelischen Kirche in Deutschland www.ekd.de. Bitte geben Sie den Namen Manfred Kock einfach in das Suchfeld ein.
Hanna Stoewe, CSP-Bildungsreferentin / Stellv. Päd. Leiterin des AZK