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Burnout – mehr als nur ein Phänomen in der Arbeitswelt

Bericht zum Seminar 12.6.451 vom 11.-14. September 2011

Burnout ist das neue Volksleiden: Es zieht sich durch alle Branchen und Berufsarten. Was mag der Grund hierfür sein?
Veränderte Rahmenbedingungen durch die Ökonomisierung der Arbeitsverhältnisse, Personalabbau und Umstrukturierungen erhöhen den Druck in der Arbeitswelt – muss doch die gleiche Arbeit von immer weniger Personen und in immer kürzerer Zeit durchgeführt werden. So entwickelt sich ein bestimmter Grad von Arbeitsverdichtung und kann zu Überforderung und folglich zu Gesundheitsschädigungen führen. Im Betriebs- oder Personalrat aktiv zu sein, bedeutet, ein hohes Maß an persönlichem Einsatz zu bringen. Und wo viel persönlicher Einsatz gebracht wird, ist der Ruf nach Arbeits- und Gesundheits­schutz nicht weit.  Arbeitshetze und Arbeitsverdichtung führen zu Stress am Arbeitsplatz. Betroffene wie auch Helfer fühlen sich zuweilen in einem Labyrinth gefangen und suchen nach einem Ausweg.
Einigen Personalrätinnen und Personalräten konnten wir im Zuge unseres erstmalig durchgeführten Burnout-Seminars Tipps und Anleitungen für den Umgang mit Betroffen wie auch den aufmerksamen Umgang mit sich selbst zur Hand geben.
Der Fahrplan des Seminars gliederte sich in drei Einheiten: Am ersten Tag sprach der Diplom-Pädagoge Karl-Albert Eßer und gab dem Kurs einen Einblick in die Welt eines Burnout-Betroffenen. Offen erzählte er seine Geschichte, welche die Teilnehmer nachhaltig beeindruckte. Immer wieder betonte er, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten, sich auch im Alltag einfach einmal zurückzulehnen und sich etwas Gutes zu gönnen. Den zweiten und dritten Tag verbrachten die Teilnehmer mit Frau Klöckling, einer Diplom-Psychologin. Hier übte sich die Gruppe in Gesprächsführung: Das eigene Verhalten wurde ebenso wie die persönliche Erwartungshaltung an das Gespräch mit dem Betroffenen analysiert. Die Personalräte lernten nicht nur, welche Schutz- und Kontrollmechanismen genutzt und wie der Dialog motivierend gestaltet werden kann, sondern erstellten in Gruppenarbeiten einen Leitfaden für künftige Gespräche. Anhand von Rollenspielen wurde verdeutlicht, wie re-agiert werden kann, sollte der Betroffene sehr emotional in den Dialog einfallen. Präventivmaßnahmen wie etwa der Abbau sozialer Konflikte und der Aufbau eines positiven Arbeitsklimas rundeten die Einheit mit Frau Silvia Klöckling ab. Söhnke Kurt, ein Autor und Lehrtätiger im Arbeitsschutz, begann den letzten Seminartag mit rechtlichen Ansatzpunkten. Im Fokus stand hierbei die ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung. Die Mitwirkungsrechte des Personalrats wurden selbstverständlich auch thematisiert. Eine PowerPoint-Präsentation begleitete diese Einheit: Hierbei erhielten die Teilnehmer nicht nur einen Überblick über das verzweigte Arbeitsschutzgesetz, sondern auch eine Anleitung für das Verfassen und Handeln der Gefährdungsbeurteilung. Der Referent verstand es, deren umständliche Beschreibung in klare Worte zu fassen, bescherte der Gruppe ein Aha-Erlebnis und zeigte, dass sich kein Hexenwerk hinter der Beurteilung versteckt.
„Das müsst ihr unbedingt wieder machen!“ lautete der einheitliche an die Seminarleitung gerichtete Appell. Die Gruppe war so begeistert von diesem Seminar, dass die ersten Anfragen für 2013 bereits eingingen. Es war ein gelungenes, rundes Seminar mit tollen Referenten und einer motivierten, aufmerksamen Truppe – ein großes Lob auch an dieser Stelle von der Seminarleiterin.
Der Bericht wurde von Christine Jäger, Bildungsreferentin für Betriebs- und Personalräteseminare, erstellt: _blank>.