Elisabeth Adelheid Hildegard von Thadden (1890-1944): Ein Leben für Toleranz und Mitmenschlichkeit
Elisabeth von Thadden wurde am 29. Juli 1890 in Mohrungen (Ostpreußen) als Tochter des königlich preußischen Landrats des Kreises Greifenberg, Adolf von Thadden geboren. Zudem war dieser Mitglied des pommerschen Provinz-Landtags.
Elisabeth von Thadden wurde christlich-protestantisch erzogen. Dies prägte sie ihr Leben lang. Sie besuchte ein Internat in Baden-Baden und die Schule in Reifenstein, bevor ihre Mutter verstarb und sie auf das Gut ihrer Eltern zurückkehrte, um zehn Jahre lang Haus und Hof zu führen und ihre jüngeren Geschwister zu betreuen. Die Familie von Thadden hatte immer viele Gäste und so kam Elisabeth mit sozialen, politischen und kulturellen Themen in Kontakt. Bei einer dieser Veranstaltungen lernte sie ihren Mentor, Friedrich Siegmund-Schultze, kennen. Er war Gründer der ökumenischen „Sozialen Arbeitsgemeinschaft“. Während des ersten Weltkriegs organisierte Elisabeth von Thadden die Kinderlandverschickungen nach Dänemark und Holland mit und nahm auf ihrem Gut wochenlang erholungsbedürftige Stadtkinder auf. Nach der zweiten Heirat ihres Vaters zog sie nach Berlin und engagierte sich in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost. Zu der Zeit absolvierte von Thadden auch einen Schnellkurs in Sozialer Arbeit, um als Lehrerin tätig werden zu können. Sie gründete 1927 ein modernes Landerziehungsheim für Mädchen. Elisabeth von Thaddens pädagogische Prinzipien »Verantwortlichkeit«, »Vertrauen« und »Gemeinschaft« machten sie zunächst für nationalsozialistische Ideen empfänglich – bis sie erkannte, dass Menschlichkeit damit nicht vereinbar war. An ihrer Schule wurden, bis zur Verstaatlichung aller konfessionellen Privatschulen im Jahr 1941, auch jüdische Schülerinnen unterrichtet, ebenfalls unterstützte sie Jüdinnen und Juden bei der Emigration ins Ausland, wobei ihr Hermann Maas, ein evangelischer Pfarrer der Heiliggeistkirche, half. Elisabeth tat dies alles, bis die Mutter einer Schülerin sie denunzierte. Aus diesem Grunde wurde sie von der Gestapo verhört und ihr Landschulheim wurde durchsucht. Dies führte dazu, dass die Nationalsozialisten die Einrichtung schlossen.
In Berlin nahm Elisabeth von Thadden an „Teegesellschaften“ bei Anna von Gierke und Hanna Solf teil. Der Solf-Kreis unterstützte Regimegegner und wurde seit 1941 von der Gestapo beobachtet, bis es am 10. September 1943 zur Verhaftung von 76 Personen aus dem Solf-Kreis kam, viele wurden zum Tode oder zu Gefängnisstrafen verurteilt. Elisabeth von Thadden konnte sich einer Inhaftierung entziehen und so floh sie nach Meaux (Frankreich), wo sie aber am 13. Januar 1944 verhaftet und im Juli zum Tode verurteilt wurde. Am 8. September wurde sie in Berlin-Plötzensee enthauptet.
In der Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche Baden besteht ihre Schule weiterhin als Elisabeth-von-Thadden-Schule. Diese fühlt sich noch heute dem Andenken an ihre Gründerin verpflichtet und versucht die Ideale weiterzugeben, für die Elisabeth von Thadden gelebt hat und gestorben ist: Toleranz und Mitmenschlichkeit.
Literaturhinweise:
Erich, Ebermayer,: Elisabeth v. Thadden, in: Martha Schad, Frauen gegen Hitler, München 2001
Walter Kummerow: Elisabeth v. Thadden, Annäherung an eine Auseinandersetzung. In: Festschrift zum 60. Jubiläum der Thadden-Schule, Heidelberg 1987
Irmgard von der Lühe,: Eine Frau im Widerstand – Elisabeth v. Thadden, Hildesheim 1989
Matthias Riemenschneider / Jörg Thierfelder (Hrsg): Elisabeth von Thadden. Gestalten – Widerstehen – Erleiden, Karlsruhe 2002