Ministerpräsident Hanns Seidel (1901-1961): Ein Organisator des modernen Bayerns
Hanns Seidel wurde am 12. Oktober 1901 in Aschaffenburg geboren. Er war Sohn des Kaufmannes Johann Seidel. Nach dem Abitur in Aschaffenburg im Jahr 1921 studierte er Jura, Germanistik und Volkswirtschaft an den Universitäten in Würzburg, Freiburg und Jena. Im Jahr 1929 wurde Seidel zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert und ließ sich als Rechtsanwalt in seiner Geburtsstadt nieder. Im Jahr 1932 trat er der Bayerischen Volkspartei bei und kandidierte bei den Stadtratswahlen. 1933 wurde er von den neuen Machtinhabern in Schutzhaft genommen. Der NSDAP war er auffällig geworden, da er als Rechtsanwalt jüdische Mitbürger verteidigt hatte.
Hanns Seidel war Soldat von 1940-45, u.a. an der Ostfront eingesetzt. Unmittelbar nach dem Krieg und Zusammenbruch der NS-Diktatur wurde Seidel von der amerikanischen Militärregierung zum Landrat von Aschaffenburg ernannt. Im Jahr 1946 zog er in den Bayerischen Landtag ein. Ein Jahr zuvor war er der CSU beigetreten und gehörte der Verfassungsgebenden Landesversammlung an. Der erste Ministerpräsident Bayerns nach dem Krieg, Hans Ehard (CSU), berief Hanns Seidel als Staatsminister für Wirtschaft in sein Kabinett. Dieses Ministeramt hatte er bis 1954 inne, ehe ein Regierungswechsel die CSU aus der Regierung verdrängte. Seidel wurde Oppositionsführer und wurde ebenfalls mit dem Amt des Parteivorsitzenden der CSU ein Jahr später betraut.
Nach dem Bruch der Koalition von SPD, FDP, BP und GB/ BHE bildete die CSU erneut die Landesregierung. Hanns Seidel wurde vom Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaates gewählt. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Entwicklung Bayerns vom Agrarstaat zu einem modernen Industriestandort mit vielen Arbeitsplätzen in der Fläche des Landes.
Durch einen schweren Verkehrsunfall bedingt, musste er das Amt des Ministerpräsidenten 1960 und 1961 den CSU Parteivorsitz aufgeben. Als Spätfolge der schweren Verletzung am Rückenwirbel starb Hanns Seidel am 5. August 1961 in München.
Als Andenken an den Wirtschaftsminister, Ministerpräsidenten Bayerns und Parteivorsitzenden wurde die parteinahe Hanns-Seidel Stiftung ins Leben gerufen, die auch seinen Nachlass verwaltet.
Literaturhinweis:
Thomas Schlemmer: Seidel, Hanns, Neue Deutsche Biografien 24 (2010), S. 171-172