Frauen greifen in Saudi-Arabien zur Feder – Literatur aus Saudi-Arabien in der Reihe „Kultur im AZK“
Der Literaturprofessor Dr. Abdo Abboud und Georg D. Schaaf, Freier Lektor und Archäologe, beide aus Münster, stellten einem interessierten Publikum am 19. September 2019 die Literaturszene in Saudi-Arabien vor. Höchst aufschlussreich, wie Frauen in Saudi-Arabien sich emanzipieren und zur Feder greifen. So die Schriftstellerin Fauzia Abu Khalid, die mit einem provokanten Gedicht „Kaum geboren und schon lebendig begraben“ die zwanghafte Situation der Frauen in ihrem Land beschrieb. Die Schriftstellerin Hissa Hilal erlangte mit einem Gedicht: „Das Böse in den Augen der Fatwas“ internationale Anerkennung und einen arabischen Literaturpreis. Frauen sind auf ihre traditionellen Rollenbilder festgelegt und werden streng von Männern isoliert. So berichtete Professor Abboud, dass an Universitäten im Land die Geschlechter strikt getrennt werden und nicht im gleichen Hörsaal studieren. Der neue Herrscher Saudi-Arabiens hat jedoch einige Lockerungen dieser traditionellen Geschlechtertrennung auf den Weg gebracht. Auf gut ausgebildete Frauen kann die saudi-arabische Gesellschaft nicht mehr verzichtet. Es fehlen dem Land qualifizierte Arbeitskräfte, welche technologische Neuerungen auf den Weg bringen.
Schriftsteller leben in Saudi-Arabien gefährlich. Kritische Äußerungen über den Islam und seinen Propheten, über die Politik des Herrscherhauses und die gesellschaftlichen Zustände werden streng bestraft. Insbesondere religionskritische Aussagen rufen die Religionswächter auf den Plan. Der Schriftsteller Ashraf Fayadh, palästinensischer Herkunft, wurde für eine Gedichtsammlung, die sich mit der Lage von Flüchtlingen im Land und fragwürdigen Traditionen des Islams befasste sowie kritisch die Erdölwirtschaft anprangerte, zu einer langjährigen strengen Haftstrafe verurteilt.
Professor Dr. Abboud beschrieb, welche Hochachtung die Literaturform des Gedichts in der Gesellschaft Saudi-Arabiens genießt. Nach den von Schaaf gelesenen deutschen Übersetzungen trug Abboud Verse aus den Gedichten in arabischer Sprache vor, um die Klangfarben dieser faszinierenden Sprache zu Gehör zu bringen. Abboud und Schaaf haben seit dem Jahr 2015 den Arabischen-Deutschen Literaturkreis (ArDeLit – http://ardelit.net) ins Leben gerufen, um die Literatur Arabiens vorzustellen. Gleichzeitig treten Abboud und Schaaf für die Meinungs- und Kulturfreiheit weltweit ein. Für dieses Engagement wünschten die Teilnehmenden der Veranstaltung beiden Referenten nachdrücklich besten Erfolg!